Wohngruppe Asten – Hinter uns ein Dorf, das Halt gibt

Team-Foto der WG Asten

Wie Offenheit die Arbeit der therapeutischen Wohngruppe Asten fördert

In Asten im Landkreis Traunstein geht es beschaulich zu. Der kleine Ortsteil der Stadt Tittmoning ist bäuerlich geprägt. Die Wiesen sind weit, bei klarer Sicht sieht man die Alpen. Hier kennt man sich seit Generationen – und weiß, wer aus welcher Familie stammt. Kennt man bei einem die Eltern nicht, dann handelt es sich wohl um ein Kind aus der Wohngruppe Asten. Das ist in diesem Ort trotz fehlendem Lokalstammbaum willkommen.

Eingebunden statt geduldet

Als Deutschland 2016 unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise stand, wollte auch Asten etwas tun. Die Gemeinde suchte Kontakt zu Startklar Soziale Arbeit und machte Platz für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Mit der Zeit veränderte sich der Bedarf, heute leben am Rande von Asten sieben Jungen zwischen acht und 14 Jahren in der mittlerweile therapeutischen Wohngruppe. Die Dorf-Randlage sagt nichts über ihren Status im Ort aus, denn diese Kinder sind mittendrin im Dorfgeschehen. Sie leben mit und gehören dazu. Zum Fußballverein, zur Freiwilligen Feuerwehr, zu den Familien, bei denen sie ein- und ausgehen, um ihre Freunde zu besuchen. Auch zum Stammladen Edeka, von dem sie zu Weihnachten je einen 5-Euro-Gutschein geschenkt bekommen. „Das ist mir ein Bedürfnis“, sagt Edeka- Geschäftsführerin Eva Szabo, die die Kinder „einfach mag“. Bei einem Wohngruppenbesuch am Tag der offenen Tür zeigt sie sich beeindruckt, was die Fachkräfte für die Kinder leisten. „Sie sind dort gut aufgehoben.“

„Ich möchte tun, was möglich ist.“

Eva Szabo, Geschäftsführerin EDEKA Tittmoning

Miteinander Berührungsängste abbauen

Um ein Kind zu erziehen, braucht es bekanntlich ein ganzes Dorf. Nur ist das dafür nicht immer zu haben. Häufig gibt es gerade bei WG- oder „Heimkindern“ Berührungsängste. Die können abgebaut werden, indem man in Berührung kommt. Wie in Asten. Dort bringen viele Menschen ein Stück weit Normalität in das Leben der Jungen zurück. Einfach, indem sie offen sind und tun, was sie tun können. Ihre Häuser öffnen, gute Klamotten weitergeben, die Kinder integrieren. Was das bewirkt? Stabilität. „Die Jungen haben bereits Beziehungsabbrüche erlebt und dementsprechende Bindungsstörungen. Weil sie hier so eingebunden werden, lernen sie, dass Beziehungen zum Umfeld aufgebaut und erhalten werden können.“, erklärt Julia Waginger. Das kommt allerdings nicht von ungefähr. Das Team der Wohngemeinschaft lebt das Prinzip der Sozialraumorientierung – sprich, die Fachkräfte öffnen Augen, Ohren und die WG-Türen für die Menschen aus dem Ort und suchen bewusst Kontakt. Alle Kinder sind Teil des Vereinslebens, Freundschaftsbeziehungen werden aktiv gefördert.

„Natürlich gibt es auch Konfliktpotenzial. Aber wir sind bereit, Probleme zu klären. Wir sind bereit, zu arbeiten, damit die Menschen ihre Scheu verlieren. Wir leben mit dem Dorf mit.“

Julia Waginger, Teamleiterin der Wohngruppe Asten

Ein Dorf gibt Halt

Es sind viele kleine Gesten von unterschiedlichen Personen, die den Kindern und Jugendlichen Halt vermitteln. Beispielsweise wenn der Pfarrer spontan eine Andacht für den gefallenen Vater von ukrainischen Kindern im kleinen Kreis ausrichtet. Oder wenn eine Familie zur ehrenamtlichen Patenfamilie wird. Wie die Familie Ewaldsen. Weil Ida Ewaldsen beruflich Kontakt zu einem Kind hatte, entstand eine starke Verbindung zu den Kindern und Fachkräften der Wohngruppe. „Es macht uns Spaß, mit den Kindern etwas zu unternehmen, es hält uns jung und es ist schön zu erleben, wie langsam Vertrauen von Seiten der Kinder aufgebaut wird“, erklärt sie. Die Teamleiterin der Wohngruppe Asten, Julia Waginger ergänzt: „Die Ewaldsens gehören mittlerweile zu uns und unterstützen uns in vielerlei Hinsicht.“ Diese Unterstützung ist sehr willkommen.

Maria Jäger, Startklar Soziale Arbeit

Jeder kann mitmachen

In der Wohngruppe Asten sind Freiwillige immer willkommen. Die Möglichkeiten zur Mithilfe sind breit gefächert: Gartenarbeit, Fahrdienste, handwerkliche Unterstützung, Lern- und Hausaufgabenhilfe, Sport- oder kreative Angebote. Interessierte können sich bei Julia Waginger melden: waginger@startklar-soziale-arbeit.de.

Über die Wohngruppe Asten

Die Wohngruppe Asten ist eine therapeutische Jungenwohngruppe. Sie gehört zu den stationären Hilfen des Trägers Startklar Soziale Arbeit Oberbayern gGmbH. Die Kinder werden im Alter von 6 bis 13 Jahren aufgenommen. Mit 16 wechseln sie in eine andere Betreuungsform. Innerhalb eines familiären Settings werden die Kinder und Jugendlichen intensiv betreut – mit dem Ziel, ihre Selbstständigkeit zu fördern oder eine Rückkehr in ihr familiäres Umfeld zu ermöglichen. Zweimal wöchentlich kommt ein psychologischer Fachdienst, die Eltern werden nach Möglichkeit intensiv eingebunden.

Bildunterschrift
Das Team der Wohngruppe Asten: v.l.n.r. Julia Waginger (Teamleiterin), Sarah Pachernigg, Martin Haberlander, Toni Rentsch, Sabrina Oberhauser, Thomas Hanika, Carolin Stippel (Bereichsleiterin).

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