Mit den Flexiblen Hilfen aus der Abhängigkeit zurück ins Familienleben

Eine junge Mutter findet den Weg aus der Drogensucht und gewinnt dabei ihre Familie zurück. Mit Unterstützung ihrer Eltern, der Sozialpädagogischen Familienhilfe von Jonathan und dem festen Willen, für ihre Kinder da zu sein, gelingt Franziska K. der Neustart.

Eltern sein im Nebel der Abhängigkeit

Eine weitere schlaflose Nacht. Ein Morgen, der dennoch eine Präsenz und Kraft fordert, die Franziska K. (Name geändert) nicht mehr aufbringen kann. Nicht für sich selbst, nicht für ihre zwei kleinen Töchter. Zu sehr fordern die Drogen ihren Tribut. Der Körper scheint gelähmt, der Geist in einer anderen Welt gefangen. Der Vater der Kinder hat sich längst aus dem Staub gemacht. Die Bedürfnisse der Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter bleiben ebenso auf der Strecke wie die Fähigkeit ihrer Mutter, ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Verantwortung wächst der Mutter schließlich über den Kopf. Der Fall wird dem Jugendamt gemeldet.

Das Jugendamt schreitet ein

Weil eine Gefährdung des Kindeswohls besteht, übernimmt das Jugendamt das Sorgerecht. Die Mutter kommt zunächst mit den Kindern in ein Mutter-Kind-Heim. Als die Wegnahme der Töchter droht, fasst Franziska K. den Entschluss, ihrer Drogensucht die Stirn zu bieten. Sie bricht alle Kontakte zur Drogenszene ab, beginnt eine Entzugstherapie und schließt eine weitere freiwillige Therapie an. Was ihr geholfen hat, den Entzug durchzustehen? „Die engmaschigen Kontrollen. Ich wollte, dass die Werte in Ordnung sind“, sagt sie. „Geholfen hat mir auch die praktische Unterstützung mit den Kindern durch die beiden Fachkräfte von Jonathan Soziale Arbeit.“

Unterstützung durch Familie und die Familienhilfe von Jonathan Soziale Arbeit

Im Fall von Franziska K. und ihren zwei Töchtern tritt ein Glücksfall ein: Die Großeltern erklären sich bereit, ihre Enkeltöchter aufzunehmen. Zudem vermittelt das Jugendamt die Familie an die Sozialpädagogische Familienhilfe von Jonathan Soziale Arbeit, ein Tochterbetrieb der Startklar-Gruppe mit Sitz in Bad Reichenhall. Franziska K. stimmt zu – wenn auch widerwillig. „Ich hatte starke Vorbehalte“, sagt sie. Dennoch gelingt es den Fachkräften in kurzer Zeit Vertrauen zu ihr und zu den Kindern aufzubauen. „Die Kinder freuen sich auf die Termine und auch mir tut die Zusammenarbeit gut“, so die Mutter.

Hilfe, die dort ansetzt, wo sie gebraucht wird

Wenn das Leben ins Wanken gerät, braucht es Menschen, die da sind – vor Ort, im Alltag, mitten in der Krise. Genau das bieten die sogenannten Flexiblen Hilfen von Jonathan Soziale Arbeit. Die Fachkräfte kommen nach Hause, hören zu, helfen praktisch – und das regelmäßig. Die Häufigkeit des Kontakts richtet sich nach der Notwendigkeit und wird laufend angepasst. Gemeinsam mit den Eltern und Kindern entwickeln die Fachkräfte kleine Schritte in Richtung Stabilität: ein geregelter, suchtmittelfreier Tagesablauf, Unterstützung bei der Erziehung, Entlastung im Alltag, Hilfe im Umgang mit Behörden oder das Besprechen von schulischen Themen.

Arbeiten im und mit dem Umfeld

 „Wir arbeiten nach dem Prinzip der Sozialraumorientierung“, erklärt Sozialarbeiterin Jana Schocke. „Das bedeutet, dass wir mit dem bestehenden Netzwerk der Klient*innen arbeiten: mit dem*der Partner*in, den Großeltern, der Schule, mit der Caritas oder anderen sozialen Einrichtungen bzw. Therapeut*innen.“ Ziel ist es, Eltern wieder in die Lage zu versetzen, ihren Alltag eigenständig zu bewältigen und ihren Kindern ein sicheres Zuhause zu geben.

„Wir versuchen, das Familiensystem so zu stabilisieren, dass die Familie ohne pädagogische Hilfe zurechtkommt.“
Jana Schocke, Sozialarbeiterin bei Jonathan

Stärkung von 60 Familien

Rund 60 Familien werden derzeit in Mühldorf von einem engagierten Team aus neun Mitarbeiter*innen betreut. Weil vier Augen mehr sehen, kümmern sich je zwei Fachkräfte gemeinsam um eine Familie. Die Erfolgsquote der Maßnahme ist hoch – vorausgesetzt der Wille zur Mitarbeit ist da. „Ohne den wird es schwierig, da eine Zusammenarbeit auf Zwang meistens nicht zielführend ist“, erklärt Jana Schocke.

Erfolg für die gesamte Familie

Seit etwa zwei Jahren werden Franziska K. und ihre Töchter von zwei pädagogischen Fachkräften der Flexiblen Hilfen von Jonathan Soziale Arbeit begleitet. Mit der Zielvorgabe, dass die Mutter wieder für ihre Kinder da sein kann. Heute ist Franziska K. clean und kann sich so um die Kinder kümmern, dass die Unterstützung der Großeltern nur mehr im Hintergrund notwendig ist. Sie lebt gemeinsam mit ihren Töchtern im Haus ihrer Eltern, bringt sie in den Kindergarten bzw. die Schule, unterstützt sie bei den Hausaufgaben und begleitet sie zu Arztterminen. Die Betreuung der Mutter durch die Flexiblen Hilfen findet nur mehr einmal monatlich statt, die Kinder werden weiterhin wöchentlich begleitet. Die Lage ist so weit stabilisiert, dass Franziska K. einzelne Wochenenden gemeinsam mit den Kindern in der eigenen Wohnung verbringen kann.

Die größte Veränderung für die Mutter? „Ich gehe heute zeitgleich mit den Kindern zu Bett und beginne den Tag frisch mit ihnen. Ich kann einfach für sie da sein und unsere Beziehung ist viel besser“, so Franziska K.

Was sie anderen Müttern in einer vergleichbaren Situation rät? „Sich nicht verschließen, sondern Hilfe annehmen und sich begleiten lassen.“

Maria Jäger, im Auftrag von Startklar Soziale Arbeit

Über die Flexiblen Hilfen

Das Angebot der Flexiblen Hilfen von Jonathan Soziale Arbeit umfasst aktuell die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), Erziehungsbeistandschaften (EB), Begleitete Umgänge (BU), sowie die Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe im Strafverfahren in Form von Sozialen Trainingskursen und dem Click&Respect. Unsere Zielgruppe sind dabei Kinder, Jugendliche, deren Familien und junge Volljährige mit unterschiedlichen Problemstellungen.

Inhaltlich orientiert sich die Maßnahme an den Zielen und dem Willen der Person und ihren individuellen Problemlagen und Ressourcen, wobei das Arbeiten im Gefährdungsbereich eine Ausnahme darstellt.

Die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte ist hierbei geprägt durch eine wertschätzende, ressourcenorientierte Haltung, die auf Augenhöhe stattfindet. Wir arbeiten nicht für, sondern mit Familien, Jugendlichen und jungen Erwachsenen um eine größtmögliche Selbstwirksamkeit zu fördern und ein eigenständiges Leben zu ermöglichen.

Je nach Maßnahme erarbeiten die pädagogischen Fachkräfte gemeinsam mit den Familien und/oder Jugendlichen den aktuellen Handlungsbedarf und daraus resultierend eine passende Zielsetzung.

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