Teilhabemanagement – Was ist das eigentlich?

Seit Februar 2024 hat Startklar Rosenheim-Ebersberg einen neuen Bereich: Das Teilhabemanagement. Was ursprünglich eher als Task-Force Autismus geplant war, hat sich schnell als zeitlich befristetes Schnittstellenmanagement für komplexe Fälle im Bereich Teilhabe herausgestellt. Nachdem häufig gefragt werden, was wir denn konkret machen, geben wir hier weitere Einblicke in unsere Arbeit.

An wen richtet sich das Angebot?

Wir begleiten mit unserem Angebot komplexe Fälle der Eingliederungshilfe, die einen oder mehrere Teilhabebereiche betreffen. Es umfasst die Unterstützung ambulanter und stationärer Maßnahmen durch Fach- und Assistenzkräfte und verbindet die Leistungen nach dem SGB VIII und SGB IX, wobei alle anderen SGB nicht ausgeschlossen werden.

Zur Zielgruppe gehören Menschen mit körperlichen und seelischen Behinderungen, bei denen Diagnosen oder Perspektiven fehlen, systemübergreifende Problematiken wie Epilepsie und Autismus, sowie herausforderndes Verhalten in Einrichtungen.

Beispiele für einen Einsatz sind:

  • Eine Inobhutnahme-Wohngruppe, die aufgrund verschiedener Diagnosen und eines stationären Aufenthalts zusätzliche Unterstützung benötigt.
  • Eine Familie im ständigen Krisenmodus, die Hilfe bei der Entwicklung von Alltagsstrategien und der Koordination von Angeboten benötigt.
  • Eine psychiatrische Klinik, die Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Einrichtung für ein junges Mädchen mit komplexen Krankheitsbildern benötigt.

Was ist das genaue Ziel des Teilhabemanagements?

Das Hauptziel ist die Zusammenführung von Schnittstellen während des Clearings und die Entwicklung eines roten Fadens für die Teilhabe. Es geht um die Schaffung von Möglichkeiten zur Teilhabe in allen Bereichen und die Entwicklung eines integrativen und inklusiven Ansatzes, gefolgt von weiteren Maßnahmen. Temporäre Umsetzungen von entwickelten Maßnahmen sollen Beziehungsabbrüche vermeiden und Kosten durch klare Zuständigkeiten sparen.

Wer ist Kostenträger des Teilhabemanagements?

Die Kosten werden in erster Linie vom Bezirk oder Jugendamt getragen, es besteht jedoch auch die Möglichkeit, die Finanzierung über ein persönliches Budget oder die Pflegekasse abzuwickeln.

Wie lange dauern die Maßnahmen?

Das Clearing dauert in der Regel zwischen 3 und 6 Monaten. Maßnahmen, die von uns selbst entwickelt wurden, werden so lange durchgeführt, wie es der Bedarf erfordert, und sind daher temporär.

Wie kommt es zu einer Maßnahme im Teilhabemanagement?

Die Fallanfrage erfolgt über einen Kostenträger und mit einem kurzen Vorgespräch. Im Anschluss erstellen wir ein Kurz-Konzept und ein Kostenblatt und besprechen die internen Ressourcen. Sobald wir die Kostenzusage haben, beginnt die Maßnahme.

Individuelles Bausteinsystem

Wir arbeiten auf der Basis eines Bausteinsystems, um alle relevanten Teilhabebereiche abzudecken. Ziel ist eine maßgeschneiderte Unterstützung, die individuell auf die Bedürfnisse jedes Klienten zugeschnitten ist. Zu den möglichen Modulen gehören:

  • Anbindung an Schulen: Unterstützung bei der Integration in Regelschulen, Förder- oder Privatschulen.
  • Medizinische Abklärung und Behandlung: Sicherstellung notwendiger medizinischer Diagnosen und Therapien.
  • Krisenintervention: Sofortige Hilfe in akuten Krisensituationen.
  • Aufbau von Selbsthilfe und Strategien: Entwicklung von individuellen Bewältigungsstrategien und Selbsthilfeplänen.
  • Unterstützung bei der Wohnraumsuche: Hilfe bei der Suche nach geeignetem Wohnraum, z.B. betreutes Wohnen.
  • Therapeutische Maßnahmen: Zugang zu spezialisierten Therapien wie Sprachtherapie oder Ergotherapie.

Temporäre ausführende Maßnahme

Neben der Implementierung der Maßnahmen bieten wir auch eine temporäre Begleitung der Klient*innen an. Diese Unterstützung gewährleistet eine reibungslose Übergangsphase und trägt zur nachhaltigen Integration bei.

Fazit: Ganzheitliches Teilhabemanagement für nachhaltige Integration und Stabilisierung

Das Teilhabemanagement in dieser Form stellt ein einzigartiges Angebot in Deutschland dar, das über Clearingprozesse hinausgeht und die temporäre Umsetzung von Maßnahmen zur erfolgreichen Integration und Stabilisierung von Klient*innen ermöglicht. Durch einen multiprofessionellen und interdisziplinären Ansatz und die flexible Anpassung der Angebote an die individuellen Bedürfnisse der Menschen schaffen wir ein nachhaltiges, unterstützendes Netzwerk. Dieser ganzheitliche Ansatz fördert nicht nur die Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen Leben, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Katrin Kumberger, Bereichsleitung Teilhabe, Startklar Rosenheim-Ebersberg

Zugänglichkeit